4.2 Kooperation mit Akteuren der beruflichen Bildung

Ziele der Kooperation

Für die im Projekt zu entwickelnden MOOCs wurde eine Kooperation mit Akteuren der beruflichen Bildung eingegangen. Ziel dieser Kooperation ist es, den Übergang von Absolventinnen und Absolventen der beruflichen Bildung in die Hochschule durchlässiger zu machen. In einer Umfrage wurde speziell der Bedarf von Schülerinnen und Schüler berufsbildender Schulen mit Blick auf Online-Bildungsangebote erfragt. Dabei interessierten persönliche und berufliche Ziele und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler und wie sie mit passgenauen, offenen Online-Kursen bei der Verwirklichung ihrer Ziele unterstützt werden können.

Erhebung - Vorbereitung und Ansprache der Akteure

Für die Befragung wurde ein Online-Fragebogen mit der Software EvaSys entwickelt. Insgesamt wurden sechs berufsbildende Schulen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen angefragt, ob sie die Umfrage unterstützen und den Fragebogen an ihre Schülerinnen und Schüler weiterleiten.

Bereits in vorangegangenen Gesprächen mit Akteuren aus der Beruflichen Bildung zeigte sich insbesondere für die Gestaltung des Übergangs in die Hochschule ein starker Bedarf an Mathematikthemen. Ein Fokus der Befragung lag daher auf diesen Themen, es wurden aber auch allgemeine Wünsche, Einstellungen, Erwartungen sowie das Interesse an weiteren Themen erfragt.

Musteranschreiben

Das Musteranschreiben an Schulleiterinnen und Schulleiter oder Mathematiklehrkräfte ausgewählter Schulen lautete folgendermaßen:

Anmerkung

Betreff: Umfrage unter Schülerinnen und Schülern berufsbildender Schulen zur Konzeption eines Online-Mathekurses

Sehr geehrte Damen und Herren,

Am Institut für Lerndienstleistungen der Fachhochschule Lübeck beschäftigen wir uns seit 20 Jahren mit digitalen Bildungsangeboten für verschiedene Zielgruppen aus Schule, Hochschule und Weiterbildung. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts ("pMOOCs2") geht es speziell um Fragen des Übergangs von der beruflichen Bildung zur Hochschule. Dazu entwickeln wir offene Online Kurse, die sowohl thematisch als auch organisatorisch als Vorbereitung für ein Hochschulstudium dienen. Einer dieser Kurs wird ein Mathematik-Kurs sein.

Um diesen Kurs für die Gruppe der Berufsschüler/innen attraktiv zu gestalten, würden wir gerne Schülerinnen und Schüler Ihrer Schule mit einem Online-Fragebogen befragen.

Wir würden Sie recht herzlich bitten, den Fragebogen über Mathematik-Lehrkräfte an Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen weiterzuleiten.

Ideal wäre es, wenn die Schülerinnen und Schüler den Fragebogen während der Unterrichtszeiten ausfüllen könnten, so dass eine gute Rücklaufquote garantiert ist. Das Ausfüllen wird maximal 15 Minuten in Anspruch nehmen und erfordert eine Internetverbindung.

Anbei finden Sie den Link zum Fragebogen: https://evaluation.oncampus.de/evasys/online.php?p=LPZAP

Gerne können Sie sich den Fragebogen ansehen.

Der Fragebogen ist bis 30. November 2018 aktiv.

Sobald wir den online Mathematik-Kurs (voraussichtlich in 2019) fertiggestellt haben werden, stellen wir Ihnen diesen gerne kostenfrei für interessierte Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zur Verfügung.

Falls Sie Rückfragen haben, erläutern wir Ihnen gerne weitere Hintergründe unseres Vorhabens in einem persönlichen Gespräch.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Laufzeit der Umfrage und Fragebogen

Im Zeitraum zwischen dem 1. November 2018 bis zum 30. November 2018 war die Umfrage aktiv.

Vertiefung

Der Fragebogen ist in einer Druckversion hier verfügbar:

Fragebogen

Rücklauf und Ergebnisse

Der Rücklauf lag bei n=136.

Vertiefung

Die Ergebnisse sind in dieser Zusammenstellung einsehbar:

Ergebnisse

Die csv-Datei ist hier abrufbar:

Ergebnisse als CSV-Datei

Ausgewählte Ergebnisse und Interpretationen

Über die Hälfte der Befragten (61%) haben bereits den Realschulabschluss erreicht.

Schulabschluss pmoocs berufssus.PNG

Ebenfalls eine Mehrheit (54,8%) besuchen ein beruflichen Gymnasium, welches zur allgemeinen Hochschulreife führt. Und knapp über die Hälfte (53%) haben sich für ihre Schule entschieden, weil sie eine gute Ausgangsbasis für eine weitere Ausbildung oder ein Studium ist. Es wird also deutlich, dass die Befragten durchaus konkrete Pläne bezüglich ihrer weiteren Ausbildung haben. Nur 9% der Befragten hatten sonst keine Idee, was sie studieren sollten. Immerhin ein Fünftel (19,4%) gibt an, bereits einen Wunschberuf vor Augen zu haben.

Ausbildungsentscheidung pmoocs berufssus.PNG

Bei der Abfrage der beruflichen Wünsche und Orientierungen fällt auf einer 10-Punkte-Skala eine starke Familienorientierung (Item: "Für die Familie da sein" mit einem Mittelwert von 2,3 und einem Median von 2) sowie der Wunsch nach finanzieller Absicherung (Itelm: "Finanziell abgesichert sein" mit einem Mittelwert von 2,4 und einem Median von 2) auf.

Berufliche wuensche orientierungen pmoocs berufssus.PNG

Für knapp über die Hälfte (52,2%) der Teilnehmenden ist bereits klar, dass sie nach dem Ende der Schule/Ausbildung studierenden möchten, etwa ein Viertel (25,7%) möchte in den Betrieb. Immerhin ein knappes Fünftel (18,4%)möchte erst einmal Pause machen.

Plaene nach ausbildung pmoocs berufssus.PNG

Die Ergebnisse mit Blick auf die persönliche und berufliche Situation zeigen also, dass das Thema Übergang an die Hochschule von hoher Relevanz ist. Bereits die Hälfte der Befragten hat sich genau aus diesem Grund für den besuchten Schultyp entschieden, ebenso viele nennen das Hochschulstudium als konkreten nächsten Schritt nach Ende der Schule oder Ausbildung. Finanzielle Absicherung und ein guter Bildungsstand und für die Familie da sein ist vielen ein vorrangiges Anliegen.

Die Schülerinnen und Schüler wurden auch danach gefragt, welches Zeitbudget wie für einen relevanten, offenen Online-Kurs investieren würden. Knapp die Hälfte (47,4%) gaben ab, 3-4 Stunden die Woche zu investieren, ein Viertel (26,7%) würden immer noch 1-2 Stunden die Woche zum Lernen übrig haben und 11,9% würden sogar 5-7 Stunden ihrer wöchentlichen Zeit einsetzen. Die technische Infrastruktur ist bei den meisten kein Problem, einige (14%) haben aber offenbar kein oder nicht ausreichend schnelles Internet zur Verfügung, um beispielsweise Video ansehen zu können. Webcam und Headset ist nur bei knapp der Hälfte vorhanden.

Rahmenbedigungen kurs pmoocs berufssus.PNG

Nach vorherigen Erfahrungen mit Online-Kursen gefragt antworten 88% der befragten Schülerinnen und Schülern, dass sie bisher keine Erfahrung mit Online-Kursen haben. Allerdings gibt ein Drittel der Befragten (36,8%) an, dass sie häufig online Angebote wie z. B. youtube-Videos zum lernen nutzt, 15% sogar sehr häufig.

In einer weiteren Fragengruppe wurden die Schülerinnen und Schüler gefragt, was sie besonders daran motivieren würde, "im Kurs am Ball zu bleiben". Sehr stark (45,9%) und stark (33,3%) motiviert es, mit Hilfe des Kurses für einen Abschlusstest lernen zu können sowie jederzeit (sehr stark motivierend 43,2% und stark motivierend 28,8%) die Kursleiterin oder den Kursleiter bei Fragen ansprechen zu können. Ebenfalls eine hohe Zustimmung finden sie Statements "Regelmäßige unverbindliche Selbsttests mit automatisiertem Feedback absolvieren", "regelmäßiges individuelles Feedback von einer Dozentin oder einem Dozenten zu bekommen" und "regelmäßig gute Lernvideos anschauen zu können".

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Die Frage nach motivierenden Faktoren für das Belegen und Lernen in Online-Kursen zeigt also auf, dass die Erwartungen der Schülerinnen und Schüler in zwei Richtungen gehen: Einerseits wird großen Wert auf eine persönliche Betreuung und individuelles Feedback gelegt, andererseits wird das Lernen mit Selbsttests und und guten Lernvideos als motivierend betrachtet.

In der letzten Fragengruppe wurden die Schülerinnen und Schüler danach gefragt, welche fachlichen Kompetenzen in Bezug auf Mathematik bei Ihnen gut oder weniger gut ausgeprägt sind. Dabei zeigt sich, dass insbesondere die Themen elementare Funktionen, Differentialrechnung, Integralrechnung und Vektorenrechnung Themen sind, die den Schülerinnen und Schülern Schwierigkeiten bereiten.

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Insgesamt zeigt die Befragung, dass der Bedarf und das Interesse an Online-Kursen bei der Zielgruppe der Absolventinnen und Absolventen und Schülerinnen und Schülern an berufsbildenden Schulen durchaus vorhanden ist. Die Mehrheit plant unmittelbar nach dem Schulabschluss, an die Hochschule zu wechseln. Gleichzeitig sehen viele der Befragten in der Selbsteinschätzung deutliche Defizite mit Blick auf mathematische Themenbereiche. Es ist also sinnvoll, dieses Defizit mit zielgruppengerechten Brückenkursen abzufangen. Gleichzeitig betonen die befragten Schülerinnen und Schüler, dass sie - neben Selbsttests und beispielsweise über Video ausgestrahlten Lehreinheiten - eine persönliche Betreuung und individuelles Feedback als wichtig erachten.