Alle Arbeitsergebnisse der ersten Förderphase wurden detaillierter unter https://pmooc.eduloop.de/ veröffentlicht. Dort finden sich auch Informationen und Evaluationen zu den einzelnen pMOOCs, die im Rahmen dieser Förderphase entwickelt und erprobt wurden.
Im Hinblick auf die Zusammensetzung der bisherigen pMOOCs-Teilnehmenden zeigt sich eine hohe Zielgruppenerreichung. So decken sie eine große Breite an Geburtsjahrgängen ab, die nicht nur deutlich breiter streut als unter klassisch Studierenden, sondern auch im Mittel ein wesentlich höheres Lebensalter ausweist. Auch wenn der Großteil der Teilnehmenden Deutschland als aktuellen Wohnsitz angibt, waren auch etliche von ihnen in anderen Ländern verortet. Im Hinblick auf Bildungsstand zeigt sich eine hohe Zielerreichung, so ist der Anteil der Teilnehmenden mit akademischem Abschluss deutlich geringer als bei internationalen MOOC-Plattformen wie bspw. coursera (vgl. Hill 2013). Mit Ausnahme des Mathe-Endlich-Verstehen-MOOCs verortet sich ein Großteil in der Berufspraxis, geht einer dauerhaften Beschäftigung nach und intendiert, die Kursinhalte im beruflichen Kontext einzusetzen.
Evaluationen unter den Teilnehmenden, die einen der pMOOCs bis zum Ende absolviert haben, ergeben eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem konzeptionellen Aufbau und der Durchführung, aber auch dem akademischen Niveau der bisherigen pMOOCs. Ein übersichtlicher Kursaufbau und eine nutzerfreundliche Plattform sind dabei unverzichtbar. Hilfreich und motivierend sind die Lernfortschrittsanzeigen, Quizzes, Badges und Praxisaufgaben. Foren werden i.d.R. als weniger hilfreich erachtet. Bei dem Großteil der Probandinnen und Probanden an Projektmanagement- und Netzwerksicherheit-pMOOC hat sich zum Kursende ein Lernfortschritt ergeben, der mindestens den vorherigen Erwartungen entsprach und auch der angesetzte Zeitaufwand entsprach recht genau den vorherigen Planungen. Der Mathematik-pMOOC war anders als die anderen beiden bereits durchgeführten pMOOCs ein Crash-Kurs, der sich über 4 Wochen erstreckte. Die Evaluationen ergaben, dass ein Crash-Kurs-Format von den Teilnehmenden nicht gut wahrgenommen wird, da der zeitliche Lernaufwand pro Woche sehr hoch ist.
Die aus den ersten durchgeführten pMOOCs resultierende Erkenntnis, dass das Format nicht primär auf den Erwerb formaler Zertifikate ausgerichtet ist, sondern einen neuen Zugang zu non-formalen Lernprozessen ermöglicht, ist nicht pMOOCs-spezifisch, sondern ist bei allen größeren MOOC-Anbietern zu verzeichnen. Es ist davon auszugehen, dass die Kursabschlusszertifizierung für einen Großteil keinen hinreichenden Anlass zur Teilnahme bietet, sondern die Lerninhalte im Vordergrund stehen, so zeigen die Teilnehmendenbefragungen, dass das Interesse an einem Kurszertifikat lediglich zwischen 9% und 26% liegt (Projektmanagement-MOOC: 9%, Netzwerksicherheit-MOOC: 26%, Mathe-Endlich-Verstehen-MOOC: 13%). Auch die Anzahl der Teilnehmenden, die einen der bisherigen pMOOCs tatsächlich bis zum Ende absolvieren, um sich für das abschließende Teilnahmezertifikat zu qualifizieren, ist mit 2% bis 23% überschaubar (Projektmanagement-MOOC: 23%, Netzwerksicherheit-MOOC: 4%, Mathe-Endlich-Verstehen-MOOC: 2%). Die Aktivitäten in den pMOOCs zeigen jedoch, dass eine Vielzahl der registrierten Teilnehmenden tatsächlich mit den pMOOCs lernt, an einem bestimmten Punkt jedoch aus dem Lernprozess aussteigt und damit nicht das Schlusszertifikat erreicht. Die allgemein hohe intrinsische Motivation der Teilnehmenden weist darauf hin, dass Lernbedürfnisse befriedigt werden, ohne formal festgestellt und zertifiziert zu werden. Es ist daher in der zweiten Förderphase zu untersuchen, an welchen Lernpunkten Teilnehmende aus dem Lernprozess aussteigen und ob die partiellen Lerninhalte ausgereicht haben, um das anfängliche Lernbedürfnis zu befriedigen und die berufliche Handlungsfähigkeit zu verbessern.
Um die Anerkennung und Anrechnung von in pMOOCs erworbenen Kompetenzen zu erlauben, müssen die pMOOC-Kursentwürfe und -bewertungen den Akkreditierungsstellen genügen, und die Creditpoints müssen von den Fachbereichen und Prüfungsämtern akzeptiert werden. Als Kompetenzfeststellungsverfahren wurden in den pMOOCs zur Mathematik und der Netzwerksicherheit neben automatisierten Wissensabfragen (vgl. Lorenz 2017) auch Klausurangebote geschaffen um auf diese Weise Kompetenznachweise zu erstellen. Um einer möglichst hohen Anzahl von Teilnehmenden die Klausurteilnahme zu ermöglichen, wurde die Klausur für den Netzwerksicherheit-pMOOC nicht nur an der TH Lübeck, sondern ergänzend dazu auch an der HS Augsburg, der Beuth HS für Technik Berlin, der Frankfurt University of Applied Sciences, der HS Fulda und der Ostfalia HS Wolfenbüttel angeboten. Trotz des hohen organisatorischen Aufwands betrug die Anzahl der Klausurteilnehmenden am Ende nur 20. Auch für den MathematikMOOC wurde eine Klausur an mehreren Standorten angeboten, da sich allerdings nur ein Teilnehmer angemeldet hatte, wurden die Klausuren nicht durchgeführt. Die Teilnahme an diesen Klausuren war in beiden Fällen gemessen an der Gesamtteilnehmerzahl sehr niedrig, im Fall des Netzwerksicherheits MOOCs zeigte sich allerdings, dass der Kompetenzerwerb im pMOOC qualitativ vergleichbar ist mit dem im berufsbegleitenden Online-Studium (Notendurchschnitt pMOOCs-Teilnehmende: 2,45, Online-Studierende: 2,27). Die qualitativen, mit Creditpoints versehenen Hochschulzertifikate im Bereich Netzwerksicherheit sind an der TH Lübeck und potentiell an den Hochschulen des Verbunds Virtuelle Fachhochschule (VFH) anrechenbar. Umfragen unter den Teilnehmenden ergaben allerdings eine eher geringe Motivation, sich das Zertifikat an einer Hochschule anrechnen zu lassen, sowie Unsicherheiten. Es zeigte sich, dass die bisherigen Kompetenzfeststellungsverfahren mit schriftlicher Prüfung mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden sowie wenig flexibel und skalierbar sind. In der folgenden Förderphase sollte daher untersucht werden, inwiefern computergestützte Prüfungen den bisher bestehenden „Medienbruch“ überwinden und die Prüfungsverfahren für die Zielgruppe erreichbarer gemacht werden können, so dass eine größere Anzahl an pMOOCs- Teilnehmenden tatsächlich eine Prüfung absolviert. Auch sollten die Anrechnungsoptionen für die pMOOC-Teilnehmenden noch offensiver beworben werden.
Im Hinblick auf Zielgruppenansprache, -sensibilisierung für die pMOOCs und Bindungskonzepte bedingt das Angebot akademischer Kurse in offenen Kursformaten non-formellen Lernens eine deutliche Ergänzung von den bisherigen Konzepten der TH Lübeck für Ansprache, Beratung und Betreuung der Teilnehmenden für die berufsbegleitende Weiterbildung. Neben Beratungsmöglichkeiten für pMOOCs-Interessierte und Supporthotline wurden standardisierte Prozesse für die Zielgruppenansprache in sozialen Medien geplant und weiter erprobt. Standardprozesse erleichtern das grundsätzliche Vorgehen und reduzieren den Aufwand, der für jeden pMOOC betrieben werden muss, darunter die Definition der zu bespielenden Kanäle, Formulierungsbesonderheiten und Storytelling, Anzahl der zu platzierenden Posts, aber auch Dialog mit der Zielgruppe, um deren Präferenzen hinsichtlich Inhalt und Format zu erfahren. Für jeden ist eine inhaltliche Strategie der Zielgruppenansprache zu konzipieren und umzusetzen, dazu zählt auch die Definition der Zielgruppe und Wege, wie diese zu erreichen ist. Besonders hilfreich bei der Zielgruppenerreichung sind Influencer, d.h. in einem Themengebiet bekannte Personen, die durch ihre Aktivitäten im Internet eine Vielzahl von Interessierten erreicht und Fachkanäle. Kann ein pMOOC bei einem Influencer oder Fachkanal lanciert werden, steigt die Anzahl der Teilnehmenden um ein Vielfaches.
Für ein innovatives Konzept des Lernens wie in den pMOOCs gibt es bisher, wie auch für viele neuartige und offene Lernformate, keine funktionierenden Geschäftsmodelle, auf die aufgebaut werden kann – daher werden im Projekt verschiedene Modelle zur nachhaltigen Finanzierung erprobt. Grundsätzlich ist hierbei zu berücksichtigen, dass pMOOCs als offene Formate grundsätzlich für die Teilnehmenden kostenfrei sind. Bei dem Netzwerksicherheits- und Mathematik-pMOOC wurde für die Ausrichtung des Kompetenzfeststellungsverfahrens zur Erreichung eines Abschlusszertifikats mit anrechenbaren Creditpoints, eine Gebühr erhoben (Das Teilnahmezertifikat ohne Kompetenzfeststellung und Creditpoints war weiterhin kostenfrei verfügbar.). Aufgrund der geringen Anzahl an Personen, die geprüft werden wollen, erweist sich diese Finanzierung allerdings als bislang nicht nachhaltig. Für endgültige Aussagen zur Tragfähigkeit ist es zum Ende des Berichtszeitraums nach drei durchgeführten pMOOCs noch zu früh.
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